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500 neue Bibeln für wendische Christen

Dissen-Striesow, den 02. 03. 2021

Auf Initiative des Vereins zur Förderung der wendischen Sprache in der Kirche kann nach über 150 Jahren den wendischen Christen eine neue gedruckte Bibeln in ihrer Sprache zur Verfügung gestellt werden.

 

Eine vollständige, wendische Bibelausgabe wurde auf privater Initiative zum ersten und letzten Mal 1868 veröffentlicht. Es war der Verdienst einzelner wendischer Pfarrer, die in den damals noch zu 100 Prozent wendischen Dörfern wirkten, die den Menschen die Heilige Schrift in ihrer Muttersprache zugänglich machten.

In den Jahrzehnten danach gab es zahlreiche Gründe, die die Publikation wendischer Bücher generell verhinderten. Die Wiedervereinigung bot endlich günstigere Bedingungen. Doch die Verluste waren so groß, dass selbst Wenden kaum Chancen in einer Wiederbelebung ihrer Sprache sahen. So sprach sich die sorbische Wissenschaftlerorganisation Maśica Serbska noch Ende der 1990er Jahre gegen eine Neuauflage der wendischen Bibel aus.

In der Kirchengemeinde Dissen hat es zuletzt nur noch fünf Exemplare der Bibel von 1868 gegeben. Deshalb habe man in den vergangenen Jahren Kopien der jeweiligen Bibeltexte im Gottesdienst verteilt. Schon seit 2017 gibt es eine wendische Bibel in digitaler Form. Diese ist nach mehrjähriger Forschungsarbeit durch das Sorbische Institut Cottbus und den Verein zur Förderung der wendischen Sprache in der Kirche veröffentlicht worden.

Die jetzt neugedruckte Bibel sei sprachlich nicht überarbeitet worden, obwohl sich die wendische Sprache in den vergangenen 150 Jahren weiterentwickelt habe, so Dr. Hartmut S. Leipner. Grund dafür sei, dass nicht abzuschätzen sei, ob genügend personelle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen, um eine solche Neuausgabe der wendischen Bibel zu bewältigen. Deshalb erschien es dem Verein als guter Zwischenschritt, zunächst die alte Ausgabe wieder zugänglich zu machen.

Den Großteil der Druckkosten haben das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und der Kirchensprengel Görlitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) übernommen.

Laut der Dissener Pfarrerin Katharina Köhler will man die Bibeln nun an wendische Christen in der Region verteilen. Es gibt sie gegen eine Spende für den Förderverein zur Förderung der wendischen Sprache in der Dissener Kirche.

 

(Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA und Redakteur Thomas Richter)

 

Bild zur Meldung: Dr. Hartmut S. Leipner (rechts) übergibt Pfarrerin Katharina Köhler ein Exemplar der neugedruckten Bibel. (Foto: Meschkank)

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